Ausbilden, Prüfen, Vernetzen: Wie das Bundesinstitut für Berufsbildung ein offenes Lernökosystem aufbaut

Ein neues System soll modernes Lernen, weiterbilden und vernetzen in all seiner Vielfalt möglichst offen unterstützen – sprengt damit allerdings das Paradigma einer klassischen Lernplattform. Wie kann man Lösungswege für diese Anforderung finden?

Wir haben das BIBB (Bundesinstitut für Berufsbildung) bei der Konzeption einer innovativen Architektur für ein neuartiges Portal begleitet, das genau diese Herausforderung bewältigt. 

Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) entwickelt im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ein Online-Portal für Ausbildungs- und Prüfungspersonal. Zielgruppe sind die 3,5 Millionen Personen, die in Deutschland für die Betreuung von Auszubildenden zuständig sind sowie ehrenamtlich im Prüfungsprozess von Auszubildenden beteiligt sind.

Die Konzeption des Portals beruht auf drei Säulen:

  • Informelles Lernen: freier Zugriff auf redaktionelle Informationsinhalte basierend auf einem bestehenden Content Management System (CMS);
  • Kollaboratives Lernen: Funktionen zur sicheren Vernetzung und zum Erfahrungsaustausch mit anderen Ausbildenden;
  • Formales Lernen: Weitergehende Weiterbildungsmöglichkeiten, zum Beispiel über das BIBB-Angebot „MIKA“ basierend auf dem LMS ILIAS.

Nur die dritte Säule weist eine typische Struktur für klassische Lernmanagementsysteme auf. Die ersten beiden Säulen adressieren hingegen informelles und kollaboratives Lernen. Damit passte p-didakt perfekt als Beratungsunternehmen für die inhaltliche und technische Konzeption des BIBB-Portals, da die Agentur sich explizit alle Formen des digitalen Lernens auf die Fahne schreibt.

Ein Konzept für offenes Lernen

Die innovative Vision des BIBB war, die drei Säulen aus Nutzer*innen-Sicht nicht als getrennte Systemwelten abzubilden. Vielmehr sollte das künftige Portal in der Lage sein, eine nahtlose User Experience anzubieten und Bezüge über die Säulen hinweg herzustellen – basierend auf den individuellen Themen und Bedürfnisse der Nutzer*innen.

Im gemeinsamen Prozess zur Anforderungsdefinition konnten wir weitere spezifische Herausforderungen identifizieren:

  • Nutzung von Lernangeboten auch ohne Login-Schranken: LMS und auch LXP sind in der Regel als nutzerbasierte Systeme konzipiert. Ohne Authentifizierung (Login) ist keine Speicherung von Nutzungsdaten, wie Lernhistorien, Kursteilnahmen oder Zertifikaten möglich. Hier sollte das System jedoch auch einen freien bzw. anonymen Zugriff ermöglichen.
  • Formatvielfalt: SCORM ist heute immer noch das meistgenutzte Format für formelles Lernen im Bereich Corporate Learning. Bei dem BIBB-Portal sollten jedoch Informationsangebote weiterhin als Webseiten zugänglich sein. Somit sind sie auch für Suchmaschinen auffindbar. Wie könnte man dennoch relevante personalisierte Empfehlungen für Inhalte in allen drei Säulen generieren, ohne ein Login zu verlangen?

Eine innovative Architektur

p-didakt beriet das BIBB bei der Bedarfsanalyse und Konzeption einer passenden Architektur. Eine wesentliche Aufgabe bestand darin, die Anforderungen der Zielgruppen und aller beteiligten Stakeholder an das neue Konzept zu identifizieren und zu strukturieren. Dafür wurden schrittweise Fokusgruppen-Workshops durchgeführt. Anschließend erstellte p-didakt eine Leistungsbeschreibung für die Suche nach einem geeigneten Technologiepartner. Das Projekt wurde EU-weit ausgeschrieben.

Schnell stellte sich heraus, dass die Zielsetzung des Projekts nur erreicht werden konnte, wenn über die drei definierten Säulen eine übergeordnete Meta-Ebene gelegt wird. Dafür wurde eine Digital Experience Platform (DXP) auf Drupal-Basis ausgewählt.

„Ohne Ihre Expertise und ebenfalls Langmut, Geduld und Flexibilität hätten wir diese Ausschreibung nicht realisieren können.“

Michael Härtel
Leiter des Arbeitsbereich „Lehren und Lernen, Bildungspersonal“
Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

Die DXP-Komponente steuert übergeordnete Service-Funktionen wie die zentrale Suche. Die Nutzer*innen greifen über eine zentrale, integrierte Oberfläche mit hoher Usability auf die Sub-Systeme. Ein portalübergreifendes Kategoriensystem wird zentral gepflegt und zu den untergeordneten Systemen synchronisiert. Dadurch kann die DXP aus allen drei Systemen Informationen und Daten aggregieren und Lernwegempfehlungen für die Nutzer*innen generieren. So bleibt trotz der Vielzahl an Informationen und Formaten der Zugriff auf das Portal niedrigschwellig und intuitiv.

Beschäftigt Sie auch die Frage nach einem passenden System? Reden wir darüber auf der LEARNTEC 2023 vom 23.05. bis 25.05.2023 in Karlsruhe! Sie bringen Ihre Fragen und Projekte mit – und wir unsere Erfahrungen, Überlegungen und Beispiele

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