User Tracking: Ist xAPI das Google Analytics des E-Learnings? (1)

Ist xAPI „nur“ die nächste Generation von SCORM oder verbirgt sich hier eine Technologie mit ganz neuem Potential? In Teil 1 zeigen wir auf, wie Sie dank xAPI Lerndaten für innovative Formate wie Mixed Reality auch ganz ohne LMS tracken können.

Die Begriffe xAPI, Experience API und TinCan kursieren nicht erst seit gestern in der E-Learning Welt. Zahlreiche Autorentools wie z.B. Articulate Rise, Articulate Storyline oder Adobe Captivate bieten mittlerweile für Web Based Trainings auch einen xAPI-Exportformat an. Dies erweckt den Eindruck, als müssten Sie sich als Akademie zwischen xAPI und SCORM entscheiden. Das trifft aber eigentlich gar nicht zu.

xAPI-Export heute

Bei Nutzung des xAPI-Exports in einem der oben genannten Autorentools muss zum jetzigen Zeitpunkt nach dem Export noch Einiges an manueller Programmierung vorgenommen werden. Es ist in etwa so, als müssten Sie bei einem SCORM Modul nach dem Export noch das ims manifest manuell anpassen.

Der wesentliche Unterschied zwischen SCORM und xAPI ist, dass ein SCORM-Modul nur eine vordefinierte Anzahl von Standard-Erfolgsdaten über die Aktivitäten von Nutzern übermittelt. Ohne LMS im Hintergrund findet kein nutzerbezogenes Tracking statt. Bei xAPI sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Definition neuer sogenannter Statements über Nutzeraktivitäten geht – wenn auch durch CMI5 bereits eine gewisse Standardisierung solcher Statements Einzug erhält.

Mit xAPI können Sie Lernaktivitäten unterschiedlichster Art auch systemübergreifend bzw.  auch außerhalb von einem LMS aufzeichnen – egal, ob der Lerner bei einem Drittanbieter ein E-Training bearbeitet, auf YouTube Videos anschaut oder in einem Fachwiki aktiv ist. Hier wird eine Brücke zwischen E-Learning und moderne Analytics-Dienste gebaut, die sich bis jetzt in der Regel nicht ohne Weiteres auf WBT-Ebene implementieren ließen.

Eine Grundlage ist allerdings, dass weltweit eine kritische Masse an xAPI-fähigem Content im Internet zugänglich gemacht wird. Hierfür stehen die Prognosen allerdings eher gut. Parallel dazu springen immer mehr Akademien auf den „xAPI-Zug“ und wagen erste Experimente mit dieser neuen Technologie.

xAPI statt SCORM

Mit xAPI können Sie SCORM-ähnliche Daten ganz ohne Learning Management System (LMS) tracken. xAPI Content kann frei im Internet außerhalb von einem LMS liegen. Ist ein personenspezifisches xAPI-Tracking für die Nutzung des Contents geplant, so gibt der Nutzer in eine Maske sowohl seinen Namen als auch den sogenannten „Endpoint“ ein, an den seine Lerndaten geschickt werden sollen. Dieser Endpoint ist in der Regel ein Learning Record Store (LRS), wie z.B. das Open Source LRS Learning Locker. Die Daten können auch an mehrere unterschiedlichen Learning Record Stores übermittelt werden. Dies kann auch nutzergruppenspezifisch gesteuert werden.

Der Nutzer nutzt das LRS als eine Art „digitales Lernportfolio“ zum Nachweis von Lernerfolgen bei unterschiedlichen Arbeitgebern oder Zertifizierungsstellen. Denkbar wäre zum Beispiel auch, dass Ärzte in Zukunft Fortbildungspunkte durch E-Learning bei mehreren Anbietern erwerben, ohne an ein bestimmtes LMS gebunden zu sein und alle Informationen in einem LRS zentralisieren. Momentan ist dieses Szenario in Deutschland in der beruflichen Weiterbildung noch recht unwahrscheinlich. Ein solches Setting könnte aber in Zukunft auch durch die Pflicht zur Datenportabilität laut EU-Datenschutzgrundverordnung (EU-DSGVO) für den Bereich Lernen an Bedeutung gewinnen.

xAPI ist auch für neue Lernformate wie Virtual Reality oder Augmented Reality (Mixed Reality) interessant, die oft nicht ohne Weiteres über SCORM in ein klassisches LMS eingebunden werden können. Hier bekommen die Lerner dank xAPI eine Möglichkeit, auch ohne LMS ihre Aktivitäten zu dokumentieren. Dafür müssen Sie sich noch nicht einmal in einem bestimmten System einloggen.

Wenn hingegen die Daten anonym getrackt werden sollen, entfällt logischerweise die Eingabe der Nutzerdaten. Das Modul erhebt und sendet die Daten zu definierten Zeitpunkten an ein hinterlegtes LRS. Die Ergebnisse können vom LRS bei Bedarf auch an Drittsysteme weitergeleitet werden, zum Beispiel an Reporting-Applikationen, die die Nutzung von VR-Anwendung aufzeichnen und auswerten können.

Angenommen, Sie haben aber schon ein LMS und planen keinen Rollout von neuen Formaten wie Mixed Reality. Warum sollten Sie sich dann trotzdem mit xAPI auseinandersetzen? Lesen Sie mehr dazu im zweiten Teil.

 

Titelbild: Eigene Erstellung, Infographic vector created by Freepik

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