Innovation und Zahnseide

Jeder hat ein Thema, bei dem man weiß, dass es superwichtig ist, aber wann soll man sich darum noch kümmern? Dann gibt es einen Impuls, voller guter Vorsätze widmet man sich dem Thema wieder – und eh man’s sich versieht, ist es von Dringlicherem verdrängt. Sie kennen das vielleicht vom Nachdenken über Zahnseide? Oder ist es bei Ihnen der Sport? Meditieren?

Wir wollten wissen, ob es Unternehmen mit „Innovationen im digitalen Training“ so geht. Und haben Trainingsverantwortliche aus Unternehmen verschiedener Branchen und Größen eingeladen zu einem Austausch mit dem Titel: „Digitales Training: Welche innovativen Lösungen zünden?

Unsere Fragestellung in zwei Terminen, mit insgesamt 24 Teilnehmenden aus Unternehmen war: „Wie nutzen Sie Innovationen im Bereich Content-Lösungen und Lernarchitektur?“. Vorbereitend hatten wir aus Gesprächen mit Trainingsverantwortlichen in Unternehmen, Vorträgen und Messen folgende Innovationsbereiche identifiziert:

Innovationsbereiche

  • Chatbots, Microlearning, Interaktionen außerhalb von WBTs (z. B. H5P)
  • Digital Adoption Solutions (Anzeige einer nutzerspezifischen Kontexthilfe direkt in der Oberfläche einer beliebigen Software)
  • 3D / AR / VR / XR / 360° Videos & Metaverse Learning
  • Anbindung von externen Lernbibliotheken (z. B. LinkedIn Learning, Haufe, Udemy, Coursera usw.)
  • Badges, Ratings & Gamification Features
  • KI-basierte Lernpfade & Empfehlungen
  • Learning Experience Plattformen (LXP) wie z. B. von Degreed & Valamis.

TOP-Ratings bei den Anwendern

Die Innovationsbereiche haben wir mit Beispielen aus dem Kreis der Teilnehmenden und anderen Quellen vorgestellt. Dann wählten die Teilnehmenden selbst, welche max. drei Themen sie am meisten beschäftigen.

In beiden Gruppen waren die TOP 3-Themen: „Learning Experience„, „externe Lernbibliotheken„, „3D, AR, VR, 360 Grad-Technologien„.

„Learning Experience“ wurde vor allem als Schlüssel zur Motivation diskutiert, für „externe Lern-Bibliotheken“ wurde das Spannungsfeld zwischen „attraktive Auswahl bieten“ und „Orientierung im Lernangebot geben“ in den Blick genommenn. Für „3D, AR, VR, 360 Grad-Technologien“ gab es zahlreiche Einsatzbeispiele, wobei VR bisher nur bei drei Unternehmen eine Rolle im Training spielte (bei anderen eher im Marketing).

Learnings – aus Sicht der Teilnehmenden

Zum Thema „externe Lernbibliotheken“ und auch „Learning Experience“ waren die Erfahrungsberichte und Diskussionen zu Learning Experience Platforms (LXP) von besonderem Interesse. Gerade in Kombination mit bestehenden Learning Management Systemen (LMS) wurde hier eine mögliche Antwort gesehen auf die Frage „Wie kann man eine attraktive Nutzer- Oberfläche bieten und gleichzeitig die Funktionen eines funktionsstarken Backend nutzen, das auch unsere Trainingsprozesse optimal technisch unterstützen bzw. abbilden kann?“

KI-basierte Kursempfehlungen wurden von vielen als Hoffnungsträger genannt, doch unter den Anwesenden hatte niemand eine Lösung im Einsatz, die diese Hoffnungen schon erfüllt. Für viele Teilnehmende war das ein wertvoller Realitätscheck.

Aus einer Sammlung unterschiedlichster „Learning Experience„-Ideen und -Beispielen von einer professionell moderierten, unternehmensspezifischen „Late-Night-Show“ über virtuelle HoppOn & HoppOff-Touren durch das Unternehmensgelände und Chatbots fürs Onboarding bis zu smarten Blended-Learning Szenarios gab es viel konkrete Inspiration.

Die Idee, Konstruktionsdateien für 3D- und 360 Grad-Szenarien im Training einzusetzen, fand großen Anklang. Die Erfahrungen im VR Bereich waren aber eher verhalten: die notwendige Ausstattung mit VR-/AR-Headsets, die Einweisung der Lernenden in diese Technik sowie das Problem der „Motion Sickness“ werden nach wie vor als große Hürden genannt.

Bemerkenswerter Konsens bestand in der Einsicht, dass vor allen technologischen Entscheidungen Fragen der Unternehmenskultur und Motivation beantwortet werden müssen, um die Weichen für Akzeptanz und Wirksamkeit der Trainings zu stellen – gleichgültig, ob analog, digital oder im Blend.

Unsere Learnings aus Agentursicht

Auch wir profitierten sehr von diesem Austausch – und haben für uns folgende Einsichten gewonnen oder bestätigt:

  • Beim Einsatz externer Lernbibliotheken werden Potenziale erst spät oder gar nicht gesehen, manche Schwierigkeiten werden leider oft erst nach der Kaufentscheidung deutlich. Das betrifft z. B. das Zusammenspiel mit bestehenden Lernsystemen (z. B. bei Kurs-Zuordnungen, Empfehlungen, Reportings), die vorausschauende Gestaltung von Sicherheits- und Datenschutzthemen, die sinnvolle Kuratierung / Orchestrierung vor allem im Zusammenspiel von eigenen mit externen.

    Da können wir aus unserer Expertise konkrete Dienstleistungen formulieren, vor allem zu einem koordinierten Miteinander des eigenen LMS und einem LXP sowie vom eigenen LMS und externen Lernbibliotheken.
  • Verantwortungsvolle Beratung muss den Blick auch auf die unternehmensspezifischen Herausforderungen hinsichtlich der Akzeptanz und Motivation der Zielgruppen für Lernen im Allgemeinen und digitales Lernen im Besonderen richten. Deshalb bieten wir aktuell verstärkt an, die Unternehmenskultur und Voraussetzungen der relevanten Zielgruppen für digitales Lernen realistisch zu reflektieren. Denn das steht in der Regel über der Frage nach Tools und innovativen Lösungen.
  • Unternehmen stecken oft in einem Spannungsfeld zwischen Innovationsdruck und dem Bedarf nach pragmatischen und kostengünstigen Lösungen für die Erstellung von Trainings. Eine Inhouse-Qualifizierung zur Erstellung von Content mit innovativen Methoden, umgesetzt am Beispiel konkreter Trainings-Einheiten, kann dabei ein wirksamer, nachhaltiger Hebel sein zur Optimierung der unternehmensinternen Produktion. Diese Qualifizierung sollten wir proaktiver anbieten.

Hoch lebe der Austausch!

Einmal mehr haben wir gesehen, gehört und erlebt: Ein erfahrungsbasierter Austausch auf Augenhöhe stiftet enormen Wert – sowohl inhaltlich als auch für die eigene Positionierung im Unternehmen. Viele Unternehmen haben sich selbst ausdrücklich als „nicht innovativ“ eingeschätzt – und wurden dann doch von anderen wegen ihrer innovativen Ansätze beneidet. Sehr häufig hören wir auch, wie entlastend das Erlebnis ist, dass andere Unternehmen vor ganz ähnlichen Herausforderungen stehen, wie man selbst.

Save the Date: 23.03.2023

Wir setzen das Austauschformat also fort: digital und – auf vielfachen Wunsch – im Frühjahr auch wieder in Präsenz: SAVE THE DATE: Donnerstag 23.03.2023 in Hamburg. Wir halten es erst noch einmal vergleichsweise klein und bieten ca. 20 – 25 Personen die Möglichkeit, sich entlang von Erfahrungsberichten und moderierten Diskussionen zum digitalen Lernen auszutauschen.

Sie wollen dabei sein? Reservieren Sie sich einen Platz – mit einer Mail an:
Jasmin Hamadeh, jh@p-didakt.com .

Allen Teilnehmenden der „Zweiten Frühstücke“ zu Innovationen im digitalen Training einen herzlichen Dank! Es war ein wertvoller Austausch – und hat uns auch gleich zum nächsten Thema inspiriert: „Pragmatischen Wege für die Content-Produktion„. Ein Thema, das wir im November wegen der großen Nachfrage gleich an drei Terminen beleuchtet und diskutiert haben. Dazu mehr in einem nächsten Blogartikel.

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